Ais Dread Scott die Stufen des Kapitols in Washington hinaufschritt, um die Flagge seines Landes zu Boden zu werfen und in Flammen aufgehen zu lassen, schaffte es der junge Künstler nicht nur in die Nachrichten. Er entfachte den Zorn der Konservativen und löste einen Rechtsstreit aus. Das war 1989, und Scott, der damals mit Mitte zwanzig Kunst studierte, hatte zuvor mit einer Installation an der SCHOOL OF THE ART INSTITUTE OF CHICAGO die provokante Frage gestellt: Wie präsentiert man eine US-Flagge auf die richtige Weise? Um darauf mit einem Eintrag im Gästebuch zu antworten, mussten die Ausstellungsbesucher entscheiden, ob sie respektvoll um das ausgelegte Sternenbanner herumlaufen wollten oder die Fahne als Fußabtreter benutzten.
Die Installation des Studenten ging in die Geschichte ein: Tausende von Veteranen protestierten, Scott erhielt Morddrohungen. Der Kongress verabschiedete eine Gesetzesänderung, mit der die Schändung der Flagge unter Strafe gestellt wurde. Was der Oberste Gerichtshof 1990 als verfassungswidrig erklärte. 35 Jahre später hat es sich Präsident Donald Trump zur Aufgabe gemacht, die Geschichte der USA umzuschreiben und dunkle Kapitel wie die Sklaverei, Rassismus und Unterdrückung auszublenden, um sein Land auf patriotisch autoritären Kurs zu bringen.
